15.400 Liter synthetisches Benzin aus grünem Methanol erzeugt

In der für C3-Mobility umgerüsteten Benzinsyntheseanlage an der TU Bergakademie Freiberg wird hochoktaniger Otto-Kraftstoff aus grünem Methanol erzeugt. Für die Projektpartner konnten bereits rund 15.400 Liter bereitgestellt werden.

Bei der Erarbeitung und Demonstration neuer Wege in die CO2neutrale Mobilität der Zukunft stehen im Verbundforschungsvorhaben C3-Mobility die Herstellung, Charakterisierung und Anwendung moderner Kraftstoffe und Blendkomponenten im Mittelpunkt.für Ottokraftstoffe erscheint hierbei die Nutzung von regenerativ erzeugtem Benzin auf der Basis von Methanol als besonders vorteilhaft.

Um vielfältige Untersuchungen zu Kraftstoffeigenschaften und Materialverträglichkeiten, Tests in motorischen Anwendungen und Erprobung in Otto- und Flex-Fuel-PKW zu ermöglichen, benötigt das C3-Mobility- Konsortium ausreichende Mengen synthetischen Benzins. Hierzu führen die beiden Professuren Reaktionstechnik (RT) sowie Energieverfahrenstechnik und thermische Rückstandsbehandlung (EVT) der TU Bergakademie Freiberg ihr gemeinsames Teilprojekt, das ein Volumen von 3,3 Mio.€ umfasst und vollständig vom BMWi gefördert wird, durch. Die Professur RT arbeitet dabei an der Entwicklung fortschrittlicher Katalysatoren für die Benzinsynthese, was kinetische Untersuchungen, Modellerstellung und Langzeittests beinhaltet. Auch der Projektpartner Chemieanlagenbau Chemnitz GmbH (CAC) führt Katalysatortests durch und steht im engen Austausch mit der Professur RT.

An der Professur EVT wird seit 2010 eine auf CAC- Technologie basierende Bezinsynthese-Großversuchsanlage betrieben. Um sie für mehrwöchige Versuchskampagnen zur Erzeugung hochoktanigen Benzins konstanter Qualität zu ertüchtigen, wurde sie auf ein neues Reaktorkonzept umgerüstet. Dieses ist Bestandteil der aktuellen Methanol-to-Fuel-Technologie von CAC, mit der zukünftig synthetisches Benzin aus Methanol auch in industriellem Maßstab hergestellt werden soll.

Abbildung 1: Montage neuer Benzinsynthesereaktor (Mai 2019)

In der einjährigen Vorbereitungsphase nach Projektbeginn wurde durch CAC das neue Reaktorkonzept geplant und realisiert. Seitens der kooperierenden Professur EVT wurden Genehmigungsverfahren und TÜV-Prüfungen abgewickelt, notwendige Instandsetzungs- und Inbetriebnahme- vorbereitende Arbeiten ausgeführt und, Rohstofflieferungen und Produktlogistik geklärt und die versuchsbegleitende Produktanalytik vorbereitet.

Anfang Oktober 2019 startete die erste Benzinproduktionsphase in der Benzinsynthese-Großversuchsanlage der EVT. Besonderes Augenmerk lag auf der Bestimmung der Benzinzusammensetzung (detaillierte Kohlenwasserstoff-Analyse), die zeitnah in die Regelung und Optimierung der Prozessparameter einfloss. Im Ergebnis der vierwöchigen Versuchskampagne wurden insgesamt rund 15.400 Liter hochoktaniges Benzin aus „grünem Methanol“ (Biomethanol, zertifiziert nach ISCC-EU) hergestellt. Besondere Qualitätsmerkmale sind die geringen Anteile aromatischer Verbindungen über C9, insbesondere der geringe Durol-Gehalt, sowie eine hohe Oxidationsstabilität. Damit stand dem C3-Mobility- Konsortium eine erste repräsentative Kraftstoffmenge zur Kraftstoffcharakterisierung und -Erprobung zur Verfügung.

Abbildung 2: Durch Projektpartner Shell bereitgestellte Stahlbehälter (IBC) zur Benzinabfüllung

Derzeit wird an der Professur EVT die zweite Benzinproduktionsphase vorbereitet. Basierend auf den Betriebserfahrungen der ersten Versuchskampagne werden Syntheseverfahren und Versuchsergebnisse anhand stofflicher und ökonomischer
Kennziffern umfassend bewertet sowie Anforderungen der C3-Mobility-Projektpartner an die Produktqualität der zweiten Charge in die Versuchsplanung eingearbeitet. Dementsprechend wurde gemeinsam mit CAC ein anderer Katalysator ausgewählt.
Dieser wird gegenwärtig bei CAC nochmals getestet, um die Einstellwerte für den Syntheseprozess bis zum Beginn der Versuchsfahrt final abzustimmen.
Ab August sollen weitere 15 bis 25 Kubikmeter „grünes“ Benzin optimierter Qualität in der Benzinsynthese-Großversuchsanlage der EVT produziert und den Projektpartnern für ihre Untersuchungen bereitgestellt werden.

Abbildung 3: Benzinprobe

Fotos: Institut für Energieverfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen der TU Bergakademie Freiberg